Sonntagslaune,die


Wacht man an Sonn- und Feiertagen in freudiger Erwartung
seligen Nichtstuns auf und stellt dann erstens fest: ich habe Kinder und zweitens: sie stehen um 7 Uhr morgens auf, stellt sich ein resignierender, meist eher muffliger Zustand ein, auch bekannt als Sonntagslaune. 20 % dieser Tage werden mit maulen, jammern und daraus resultierenden Streitsituationen verbracht. Die übrigen 80% Prozent werden wacker dazu genutzt, nicht die schönen Dinge zu verpassen die sind, weil man die schönen, die waren nicht mehr haben kann. Kurz auch: Willkommen in der Realität!





Dienstag, 30. August 2016

Im Westen

Meine Oma erkundigte sich neulich bei meinem Cousin, ob die Wessis immer noch so auf ihre ostdeutschen Kollegen herabsehen würden und ob er es schwer habe, da drüben. Mein erster Impuls wäre es gewesen, erbost dazwischen zu rufen, dass man da doch gar keinen Unterschied mehr machen dürfe. Dann habe ich aber den Mund gehalten. Wir leben, genauso wie mein Cousin, als Ossis im Westen. Keiner unsere Freunde oder Kollegen hat uns je einen Unterschied spüren lassen. Aber es stimmt schon, es gibt ihn, den Unterschied zwischen Ost und West. Er steckt jedoch weniger in den Menschen, als vielmehr in den Lebensbedingungen. Oft höre ich, das Freunde überlegen umzuziehen, weil sie 100 m hinter der ehemals innerdeutschen Grenze das Doppelte Verdienen könnten. In demselben Beruf, unter vergleichbaren Bedingungen, innerhalb der gleichen Arbeitszeiten. Vor nicht allzu langer Zeit kam es zu einem riesigen Aufschrei auf Facebook. Sämtliche daheim geblieben ehemalige Klassenkammeraden regten sich lautstark über eine Erhöhung der Kitagebühren in meinem Geburtsort auf. Als ich die Zahlen sah, konnte ich nur bitter auflachen. Der erhöhte Beitrag entsprach fast genau der Hälfte unseres regulären Beitrages. Und wir zahlen nur den ermäßigten Tarif. Kita ist überhaupt hier etwas Anderes, als ich es gewohnt bin. Viel verwissenschaftlichter. Aber das ist sicherlich schon von Ort zu Ort unterschiedlich. Richtig gewöhnungsbedürftig fand ich die Öffnungszeiten. In der Stadt, in der ich jetzt lebe, beginnt eigentlich nichts vor 9 Uhr. Läden öffnen um 10 Uhr. Was aber nicht heißt, dass man um 10 schon erwartet wird. Wer so früh bei H&M über die Schwelle tritt, wird beobachtet wie ein Ladendieb. Wenn ich früher um 9 Uhr bei uns in den Ort kam, befanden sich die meisten schon vollgepackt mit den täglichen Besorgungen auf dem Heimweg. Teilweise musste ich mir den Wecker stellen um zur Post, zur Apotheke oder zur Paketannahmestelle zu kommen, bevor unter Mittag geschlossen wurde. Wenn ich jetzt meine Familie um 8 Uhr in Kita/ Arbeitsplatz abgegeben habe, habe ich mindestens eine Stunde Leerlauf, wenn ich zur Apotheke will. Backwaren sind auch interessant. Zum einen schmecken sie anders und zum anderen bekomme ich zu Hause deutlich mehr für mein Geld. Wenn ich dort mit 5 Euro zum Bäcker gehe, gibt es sogar Kuchen. Dort, wo wir jetzt wohnen sind es samstags bis zu 7 Euro ohne Kuchen, nur mit Käsebrötchen. Es ist also, auf den Punkt gebracht, nur der finanzielle Aspekt, der Verdienst und das Konsumverhalten, welches beide Seiten trennt. Jedenfalls was unseren Erfahrungsbereich betrifft. Die Leute selbst sind höchstens mal verwirrt, wenn ich sage dreiviertel 4 oder viertel 8 oder dergleichen. Eigentlich glaub ich sogar, dass es andersherum ist: Im Westen kümmert es scheinbar niemanden, wo du herkommst. Im Osten bestehen noch häufig Vorurteile gegen alles Neue und Fremde. Ein Grund, warum wir uns trotz der Mehrkosten in der neuen Heimat wohler fühlen, als in der Alten.

Keine Kommentare: