Sonntagslaune,die


Wacht man an Sonn- und Feiertagen in freudiger Erwartung
seligen Nichtstuns auf und stellt dann erstens fest: ich habe Kinder und zweitens: sie stehen um 7 Uhr morgens auf, stellt sich ein resignierender, meist eher muffliger Zustand ein, auch bekannt als Sonntagslaune. 20 % dieser Tage werden mit maulen, jammern und daraus resultierenden Streitsituationen verbracht. Die übrigen 80% Prozent werden wacker dazu genutzt, nicht die schönen Dinge zu verpassen die sind, weil man die schönen, die waren nicht mehr haben kann. Kurz auch: Willkommen in der Realität!





Mittwoch, 20. Januar 2016

Machen lassen

Donnerstag später Nachmittag auf der Rolltreppe im Kaufland. Nach einem Wutanfall meines Dreijährigen starre ich müde den frisch geschlüpften Säugling in meinem Wagen an und bete stumm darum, dass er auch weiterhin so friedlich schläft. Da fällt mir die kleine Gruppe auf, die sich direkt vor mir auf die Treppe geschoben hat. Ein Vater mit zwei Söhnen. Sie unterhalten sich locker in einer fremden Sprache. Die haselnussbraunen Augen der Jungen leuchten abenteuerlustig. Beide reden wild auf den vermeintlichen Vater ein. Der schüttelt ruhig den Kopf, kommentiert nur knapp. Unten büchst ihm der kleinere Junge, lass ihn 5 sein, aus und rennt zurück auf die mir entgegengesetzt fahrende Rolltreppe. Der Vater gibt eine kurze Anweisung, dreht sich um und geht. Der Kleene sieht das und wirft sich mit einem Hechtsprung über das Geländer auf die abwärts fahrende Rolltreppe. Leider hat er nicht bedacht, dass sich zwischen den Treppen noch die Warenauslage befindet. Er landet mit dem Gesicht in einem Haufen Geschenkpapier. Als er hochschaut, scheint er deutlich entsetzt. Damit, dass die Treppen und somit auch seine Körperhälften in unterschiedliche Richtungen fahren wollen könnten, hatte er wohl nicht gerechnet. Er macht eine ungünstige Bewegung, klemmt sich die Finger und windet sich dann grade noch runter vom Geländer, bevor er sich ernsthaft verletzen kann. Ich erwarte, dass er augenblicklich anfängt zu heulen. Mache mich darauf gefasst, ihn zu trösten und mit nach unten zu nehmen. Der Kleene jedoch steht auf, grinst ein Gewinnergrinsen und rast die Treppe runter. Der Vater schüttelt nur knapp den Kopf, scannt das Kind mit einem raschen Blick von oben bis unten und entscheidet dann, ihn mit dem Schrecken davon kommen zu lassen. Kommentarlos verschwinden sie im Saftregal. Was hätte er auch noch sagen sollen? Warum etwas diskutieren, dass besser erfahren werden kann? Ich denke mir im Stillen: Richtig so. Weniger „hätte“ und „sollte“ würde uns sicher auch nicht schaden.

Mittwoch, 6. Januar 2016

Babys erster Ringkampf

Wir haben unser Laufgitter wieder aufgestellt. Hab darin neben dem Baby auch das Babyspielzeug vor dem großen Bruder sichergestellt. Die Analogie Zaun und Gitter war sehr eingängig, von daher hat sich das so angeboten. Das mein Baby dort Ringkämpfe veranstalten würde, hätte ich nicht erwartet. Ich saß vorhin gemütlich über ein paar Prüfungsaufgaben brütend auf der Couch, als der Kleine plötzlich wild zu toben begann. Erst flogen Arme und Beine des Säuglings wild durch die Luft, dann ging der Riesenteddy zu Boden. Als das siegreiche glucksen meines Sohnes zu einem frustrierten Kreischen wurde, beschloss ich, in das Kampfgeschehen einzugreifen. Über den Rand des Gitters gebeugt sah ich grad noch, wie er sich die kleinen Finger wütend ins Gesicht krallte. Aber warum war er denn überall so schwarz? Hastig griff ich mir den Zwerg und sperrte ihm mit meinem Daumen den Mund auf. Überall schwarze Fusseln, die der Kleine wütend um sich spuckte. Schreck lass nach! Der Bär hatte in Notwehr mit seinem Fell geworfen, als mein Sohn versucht hat, ihm ganz ohne Zähne den Zeh abzukauen. Wie ich den kahlen Fuß des Plüschtieres so betrachte, droht das Baby immer noch wütend mit der Faust in dessen Richtung. Ich würde sagen 1:0 fürs Baby. Einer Revenge bin ich jedoch zuvorgekommen, indem ich den Bären aus dem Laufgitter entfernt habe.