Sonntagslaune,die


Wacht man an Sonn- und Feiertagen in freudiger Erwartung
seligen Nichtstuns auf und stellt dann erstens fest: ich habe Kinder und zweitens: sie stehen um 7 Uhr morgens auf, stellt sich ein resignierender, meist eher muffliger Zustand ein, auch bekannt als Sonntagslaune. 20 % dieser Tage werden mit maulen, jammern und daraus resultierenden Streitsituationen verbracht. Die übrigen 80% Prozent werden wacker dazu genutzt, nicht die schönen Dinge zu verpassen die sind, weil man die schönen, die waren nicht mehr haben kann. Kurz auch: Willkommen in der Realität!





Sonntag, 29. November 2015

Der Putzplan

Bin grad am Kühlschrank vorbeigegangen. Musste schon wieder lachen. Er hängt ja immer noch. Der Putzplan. Hier habe ich in einer hübschen Exeltabelle fein säuberlich vermerkt, was innerhalb der WG wie erledigt werden muss und in welcher Aufteilung dies am besten zu bewerkstelligen wäre. Die Idee basierte auf einem Überschuss an Schwangerschaftshormonen. Tatsächlich hat sich nie jemand nach diesem Plan gerichtet, nicht einmal ich selbst. Das hätte wahrscheinlich auch ein wesentliches Mysterium der Lebensform WG unwiederbringlich zerstört. Es ist nämlich so, das bei uns im Wesentlichen ein reguläres Chaos herrscht, dass sich trotz meiner Bemühungen nicht verdrängen lässt. Kündigt sich jedoch Besuch an (schlimmsten Falls ein Elternteil), ist die Bude innerhalb weniger Stunden blitz blank poliert. Bewährt haben sich auch Ich-müsste-eigentlich-lernen-Situationen. Jeder einzelne von uns putzt an solchen Tagen wie ein Profi. Manchmal werden dann sogar extra neue Reinigungsmittel angeschafft. Wir sind aber auch ganz gut im Inszenieren von Pseudosauberen Umgebungen. Der Klassiker: Einmal kündigt der Vermieter relativ spontan eine Wohnungsbesichtigung durch einen Nachmieter an. Im ganzen Haushalt befand sich zu diesem Zeitpunkt kein einziges sauberes Stück Geschirr. Der gesamte Schrankinhalt türmte sich in waghalsigen Konstruktionen neben dem Spülbecken. Damals hatten wir noch keine Spülmaschine. Was tut mein Mitbewohner? Schranktür auf, Geschirr rein. Zu. „Sauber“. Ich hab nicht schlecht geguckt, als ich ein paar Tage später die Schranktür öffnete und der Schimmel dort unten quasi ein Paralleluniversum gegründet hatte. Interessant war auch die weiße Spinne im Kühlschrank, die keiner vertreiben wollte, weil wir so fasziniert davon waren, dass sie dort überhaupt überlebt hat. Apropos überlebt. Wir haben das Innenleben eines vergessenen Kochtopfes auch schon so sehr gefürchtet, dass er direkt und auch nur mit Handschuhen entsorgt wurde. Bis heute weiß niemand, was in dem Topf war… Ein bisschen besorgt bin ich immer, wenn mein Mann Sprüche bringt wie: „Was meinst du denn mit Staub wischen?“- „Na halt Oberflächen abwischen.“ – „Wie jetzt? Alle????“ Zum Glück, wohnt ja auch noch mein Sohn hier. Man weiß nicht, wo er es her hat, aber seit seinem zweiten Lebensjahr fegt und entstaubt er gerne Mal, wenn er sich langweilt. Da sieht man mal, wie praktisch Kinder sein können.

Sonntag, 15. November 2015

Wer sind all die Leute?

Es wird Zeit, dass das Baby kommt. War grad eine volle Stunde unterwegs, um bei REWE eine Zeitschrift zu erwerben. Das sind nur drei Straßen zu Fuß von zu Hause aus. Wildfremde Menschen, mit denen mich nur eine ähnlich Wegstrecken zu Lidl oder zur Kita verbinden, bleiben stehen um mich in ein Gespräch über mein Wohlbefinden und die bevorstehende Geburt zu verwickeln. Sie reden, als würden wir uns ewig kennen und vertrauen mir Details aus ihrem bewegten Leben an, von denen ich beim besten Willen nichts wissen wollte. Hilfsbereit sind sie auch. Aber, ja, ich kann meine Sandwichtüte allein nach Hause tragen. Ja, ich bin warm genug angezogen. Der Einkaufskorb ist nicht schwer, nein, und ich kann auch gut zurück nach Hause laufen. Es sind ja nur noch 50 m. Nein, das können Sie nicht wissen- wir kennen uns ja gar nicht… Versteht mich nicht falsch. All diese netten kleinen Gespräche sind eine interessante Abwechslung, wenn das eigene Hirn eigentlich nur noch darauf ausgerichtet ist, dass man jeden Moment ein Kind gebären muss. Die Frage ist: Wo sind all diese Menschen, wenn man mit einem schreienden Säugling im Arm riesige Windelkisten durch die Gegend schleppt? Oder wenn einem zwei Wochen nach der Geburt der Schlüssel in den Schnee fällt und der immer noch geschädigte Ischiasnerv verhindert, dass man sich einfach nach ihm bücken kann? Ich jedenfalls gehe bis zur Geburt keinen Schritt mehr allein vor die Tür.