Sonntagslaune,die


Wacht man an Sonn- und Feiertagen in freudiger Erwartung
seligen Nichtstuns auf und stellt dann erstens fest: ich habe Kinder und zweitens: sie stehen um 7 Uhr morgens auf, stellt sich ein resignierender, meist eher muffliger Zustand ein, auch bekannt als Sonntagslaune. 20 % dieser Tage werden mit maulen, jammern und daraus resultierenden Streitsituationen verbracht. Die übrigen 80% Prozent werden wacker dazu genutzt, nicht die schönen Dinge zu verpassen die sind, weil man die schönen, die waren nicht mehr haben kann. Kurz auch: Willkommen in der Realität!





Freitag, 16. Oktober 2015

Püppi

Ich bin eine Jungenmama unter Mädchenmamas. Damit hab ich mich abgefunden. Das heißt, im Grunde finde ich das für mich auch ganz passend. Also Jungenmama zu sein. Totzdem wird mir wohl das Verständnis für viele Dinge des täglichen Lebens dadurch verwehrt bleiben. Zum Beispiel stelle ich mir immer häufiger die Frage: Warum nennen erwachsene, sonst sehr symphatische Frauen ihre Babys „Püppi“? Also nicht die eine oder andere, sondern (natürlich auf meinen Bekanntenkreis bezogen) sogut wie alle. Mich persönlich erinnert das an ein sehr komplexes Kindheitstrauma: Ich war 25 Jahre lang „Püppi“. Man stelle sich das vor: Du bist 16 Jahre alt, stehst nichts ahnend auf dem Schulhof und dann ruft eine Stimme: „Püppi, du hast deinen Schlüssel vergessen!“ Die Blicke der Umstehenden reichten von mitleidig bis schadenfroh, als meine Mutter hilfsbereit das Schlüsselband schwingend auf mich zu eilte. Püppi. Ich denke dabei ja an diese überdimensionalen Babypuppen mit Schlafaugen und Glatze, aber da hat sicher jeder sein eigenes Bild im Kopf. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass viele der heutigen Omas ihrer Zeit konsequent in die I-chen-Falle getappt sind- Püppi, Katzi, Tellerchen, Hemdchen, Babylein, Tässchen, Näschen, Nucki und der Gleichen kommen einem ja beim Anblick des eigenen Kindes unweigerlich wieder ins Gedächtnis. Zum Glück überwindet man diese Verniedlichungsphase irgendwann. Schwierig nur, dass man sich bis dahin den Rufnamen wahrscheinlich fest angewöhnt hat. Quasi als Relikt dieser Zeit. Meiner eigenen Mutter half erst die Geburt des Enkelsohnes, sich dieses Problems bewusst zu werden. Vielleicht haben die kleinen Püppis meiner Freunde mehr Glück. Vielleicht denken moderne Mädchenmütter ja auch etwas weniger rosarot? Obwohl: das ist ja schon wieder ein anderes Kindheitstrauma…

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Flüchtlingshilfe

Die Diskussion um ankommende Flüchtlinge ist ja nun in aller Munde und wie alle anderen habe auch ich genug Gelegenheit, mir eine klare Meinung dazu zu verschaffen. Dennoch muss ich zugeben, dass das Thema meinen Alltag kaum berühren würde, wäre ich nicht durch die fortgeschrittene Schwangerschaft einmal die Woche beim Frauenarzt. Hier sitzen dann regelmäßig leicht verwirrt dreinblickende junge Paare und lassen sich das bei uns übliche System zur Verhütung, Vorsorge und Schwangerschaft erklären. Von einem Sozialarbeiter. Im Wartezimmer. Sicherlich scheinen sie alle, soweit man das mithören kann, sehr dankbar für jede Unterstützung zu sein, aber sprechen wir hier nicht von sehr privaten Dingen? Ich würde mir wahrscheinlich eher die Zunge abbeißen, als in einem überfüllten Wartezimmer Fragen zu meinem Intimleben zu erörtern. Wie können wir erwarten, dass es diesen Menschen da anders geht? Allerdings muss ich zugeben, dass sich die Situation inzwischen etwas verbessert. Es scheint sich langsam ein System zu finden, mit der Lage umzugehen. Dennoch seh ich jede Woche mindestens einen Fall, der mich zum Nachdenken anregt. Heute z.B. saß ich neben einer Familie mit einem maximal 16-jährigen, sehr hübschen jungen Mädchen. Die kleine war schwanger und der Rest der Anwesenden ziemlich aufgeregt. (Mama, Papa, zwei weitere Frauen, eine Dolmetscherin, welcher Position auch immer). Während alle anderen angeregt diskutierten, erschien die Kleine selbst ziemlich ruhig. Ich kann nichts dafür, aber bei mir schaltet sich bei solchen Beobachtungen ein sehr vielfältiges Kopfkino ein. Was sie wohl erlebt haben? Die Szenarien, die sich mir aufdrängen reichen von der brutalen Vergewaltigung nach Trennung von Familie und Freunden, bis hin zu einer romantischen Teenagerliebe auf der großen gefährlichen Reise. Vieleicht ist sie aber auch schon verheiratet und erwartet eben entsprechend ihr erstes Kind. Ich denke, wenn sich die erste Aufregung gelegt hat, werden wir uns kaum retten können, vor solchen und ähnlichen Geschichten. Ich bin sicher nicht die Einzige, die sich ehrlich für die Schicksale hinter all den Gesichtern interessiert. (Und damit mein ich nicht die derzeit häufig kursierenden Artikel zum Thema: „Siehe XY- er kam als Ziegenhirte und heute ist er der beste Architekt seines Jahrgangs.“)